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Was mache ich heute?
Februar 2016
Che farò senza Euridice, che farò senza il mio ben’, dove andrò...
Eurydike (griechisch Εὐρυδίκη, die weithin Richtende) ist eine thrakische Dryade, die durch ihre Beziehung mit Orpheus bekannt wurde. Von manchen auch Agriope genannt, die mit dem wilden Gesicht. Sie heiratete Orpheus nach seiner Rückkehr vom Argonautenzug. Das sind die wenigen Sätze, die über Euridice zu finden sind. Wer mehr wissen will, muss unter Orpheus im Internet suchen, unter den Namen der Komponisten und Opern. Euridice wurde durch ihre Beziehung und Heirat mit Orpheus bekannt. Dann durch eine Vergewaltigung, ihr Schattendasein im Hades und ihre flehentliche Bitte (falls es sich so zugetragen hat) an Orpheus sich umzudrehen, sie anzusehen. Genau dies war ihm aber auf dem Weg in die Oberwelt von den Göttern verboten worden. Er drehte sich um. Und die Wege der beiden trennten sich endgültig. Er wurde noch berühmter mit schönen und blutrünstigen Legenden und sie blieb tot. Wussten die Götter damals schon, wie es bei uns heute zugeht, oder sind wir Menschen nicht so lernfähig, wie wir manchmal hoffen?
Kant beschrieb den Menschen als das Wesen mit einer souveränen Vernunft, auf der das moralische Urteil beruht. Gegenwärtig nehmen die Affekte und Aggressionen zu, auch weil in den Krisen der globalisierten Welt die Ängste als Alibi für Gewalt virulent sind. Jeder betrachtet die Welt nur noch aus seinem Ich heraus. Ohne Perspektivwechsel. So entsteht dann die eigene kleine Welt im Kopf. Dass wir mit einer Seele ausgestattet sind, bestreiten die Neurologen.
Kant schrieb auch vom „Ewigen Frieden“ und öffnete damit den Menschen den Blick auf eine Weltgesellschaft, was bedeutet, dass wir uns anstrengen können und sollen, die Erde unter allen Bewohnern, die ja gemeinsame Eigentümer sind, gerecht aufzuteilen. Davon sind wir sehr weit entfernt. Leider scheitert Kant in seinen Schriften immer dann, wenn er den Universalismus verlässt und konkreter wird. Dann gewinnen auch bei ihm allerlei deutsche Vorurteile die Oberhand. Immerhin sprach auch er schon von der „ungeselligen Gesellschaft“, die den Fortschritt behinderte. Er warnt: Wird die Gesellschaft der Nationen den Frieden nicht erlangen, dann herrschte der Frieden der Toten. Und der Planet wird zum Friedhof der Menschheit. Kann es denn einen Frieden geben, der endlich dem Krieg das Kommando entzieht? Muss Frieden immer auf einem Krieg sich gründen und als Anordnung ins Leben einbrechen? Wäre Frieden aus Respekt vor dem anderen denkbar wenigstens? Aber das setzte wieder eine von allen Menschen geteilte Vernunft voraus, die verbindliche Normen hervorbringen könnte. Doch so eine praktische Vernunft gibt es nicht. Vernunft tritt immer nur in kulturellen Kontexten auf und damit ist sie nicht absolut. Und doch brauchen wir wenigstens eine langfristige Zielsetzung für die Politik der EU und sowohl eine internationale Friedenspolitik als auch eine ökonomische und ökologische Überlebensstrategie, sonst herrscht irgendwann ein Frieden der Toten.
Was wünsche ich mir? Zivilisation und Aufklärung. Ein Ende dieses faschistischen Geschreis und der völkischen Ideen in der Bundesrepublik. Ein Ende auch der politischen Aufgeregtheiten aller Parteien und ihrer Störenfriede, die Unglück und die AfD förmlich herbeischwätzen. Endlich ein Einwanderungsgesetz.
Was tue ich? Weiter an dem Projekt „Am Weltenrand“ schreiben, Texte zu Fotografien von Henning Berkefeld. Und die Reise nach Meran planen: Erst geht es nach Wasserburg am Bodensee, dann in die österreichischen Alpen und weiter nach Meran. In die Peter-Mayr Straße, wo ich als Writer in Residence der Franz-Edelmaier-Residenz für Literatur und Menschenrechte in Meran einen Monat leben und schreiben kann. Und im Meraner Tagebuch berichte.
Und: Den Fanatikern, Rassisten und Terroristen geht es nicht um Inhalte und nicht um Menschen, also nutzen wir die Gesetze unserer Demokratie und überlassen nicht den Rechten das Feld und den öffentlichen Raum.
Jay